Sozialpädagogin, Erzieherin und Autorin
In den letzten 10 Jahren habe ich in verschiedenen Bereichen gearbeitet – als Erzieherin in einer Kindertagesstätte, als Sozialpädagogische Familienhilfe bei einem freien Träger, als ASD-Mitarbeiterin im Jugendamt, als Referentin für Kinderschutz und Schutzkonzepte in Kitas sowie in der Ausbildung von Tagesmüttern. Alles sehr unterschiedliche Arbeitsfelder mit individuellen Anforderungen, in denen ich doch eine Gemeinsamkeit feststellen musste:
Kaum jemand ist wirklich richtig gut ausgebildet im Kinderschutz. Häufig fehlt es an den grundlegendsten Kenntnissen. Nur so lässt sich zum Beispiel erklären, dass man sich nicht nur in Kindertagesstätten, sondern selbst im Gericht stellenweise im Unklaren darüber ist, was eigentlich diese ominöse „Insofa“ ist – wohlgemerkt ganze 17 Jahre nachdem die Insofa als verbindliches Element der Qualitätssicherung im Kinderschutz durch den §8a SGB VIII eingeführt wurde.
Kinderschutz hängt in großem Maße davon ab, wie die jeweiligen Fachkräfte beruflich sozialisiert werden. Letztendlich ist und bleibt es utopisch zu erwarten, dass der Kinderschutz in Deutschland funktioniert solange wir die unterschiedlichen beruflichen Disziplinen zwar einerseits rechtlich zum Kinderschutz verpflichten – während wir sie andererseits nicht dazu ausbilden. Wie sollen Menschen etwas können, dass sie zuvor nicht lernen durften? Warum ist Kinderschutz kein verpflichtendes, umfangreiches Modul in der Ausbildung zur Erzieherin? Warum gibt es keinen Studiengang, der explizit auf die Tätigkeit im ASD vorbereitet? Warum sind selbst Familienrichter:innen nicht im Kinderschutz (z.B. bzgl. Täter:innenstrategien und Trauma) ausgebildet? Jeder Arbeitsbereich, welcher den Auftrag des Kinderschutzes beinhaltet, ist eindeutig der falsche Bereich für „Learning by doing“. Wir können es uns nicht leisten, Fachkräften den Kinderschutz erst mit der Zeit in der Praxis beizubringen, während wir ihnen gleichzeitig ab Tag 1 die Fallverantwortung übertragen.
In dubio pro Infante ist eine Art deutschlandweit vernetztes
Die Hochschulen und Universitäten müssen endlich ihrer Verantwortung gerecht werden und pädagogische Fachkräfte auf ihren rechtlich bestehenden Kinderschutz-Auftrag vorbereiten. Solange Kinderschutz kein Pflichtmodul z.B. im Studium der Sozialen Arbeit ist, arbeiten zu viele unqualifizierte Fachkräfte in der Kinder- und Jugendhilfe, die die Signale der Kinder nicht verstehen, die von Täter*innen manipuliert werden und deren Rechtskenntnis in Kinderschutzangelegenheiten unzureichend ist.