Erfahrungsbericht
Auf Wunsch kann für Personen aus Wissenschaft oder Medien der Kontakt hergestellt werden.
“Meine Eltern trennten sich, als ich 6 Jahre alt war. Ich war daraufhin jedes zweite Wochenende bei meinem Vater.
Als ich älter wurde und er mit seiner neuen Frau und deren Kindern zusammengezogen war, wollte ich dort nicht mehr bzw. weniger hin. Ab da eskalierte es völlig.
Seine emotionalen Übergriffe wurden mehr, er schrie mich ständig an, weil ich nicht mehr zu ihm wollte. Dadurch wollte ich natürlich noch weniger dorthin.
Das Jugendamt wurde eingeschaltet, es gab über die Jahre mehrere Anhörungen bei Gericht. Die Richter wechselten mehrmals. Manche Richter haben zugestimmt, dass ich auf eigenen Wunsch nicht vor Gericht erscheinen muss, andere haben darauf bestanden.
Ich habe mich teils mit Händen und Füßen gewehrt, zu einer Anhörung zu gehen. Ich erschien bei der Letzten nicht, weil meine Mutter mich schützen wollte. Deshalb entschied der Richter, dass der Umgang nicht neu geregelt werden könne, weil er meine Meinung ja nicht von mir persönlich gehört hatte.
Also musste ich weiterhin zu meinem Vater.
Ich bin sogar mehrmals nachts aus der Wohnung meines Vaters weggelaufen – es hat alles nichts genützt. Stattdessen eskalierte jeder Versuch eines Gesprächs mit meinem Vater.
Zwischendurch tauchte dann auch noch das Jugendamt unangemeldet bei uns zuhause auf, wenn meine Mutter auf der Arbeit war oder während ich bei meinem Vater war. Meine Mutter wurde bewusst nicht informiert, denn laut Jugendamt und Gericht war sie Schuld daran, dass ich nicht mehr zu meinem Vater wollte. Ihr wurde vorgeworfen, das Verhältnis absichtlich manipuliert zu haben. In unzähligen Gesprächen mit Sozialarbeitern wurden weiter Gründe gesucht, warum ich den Umgang verweigere, anstatt, dass mir einfach geglaubt wurde.
Mein Vater hat sogar den Kinderschutzbund eingeschaltet, um sie gegen meine Mutter aufzubringen.
Es wurden wirklich alle Register gezogen, um “nachzuweisen”, dass meine Mutter das Verhältnis zwischen meinem Vater und mir sabotiert.
Dass ich mich bei meinem Vater auf Grund seines aggressiven Verhaltens und der andauernden emotionalen Gewalt einfach nicht wohl und nicht sicher bei ihm fühlte, wurde gänzlich ignoriert.
Auch, dass in der “neuen Familie” meines Vaters eine Klassenkameradin von mir war, die mich in der Schule schikanierte, wurde komplett ignoriert.
Mir wurde nicht geglaubt, mir wurden meine Gefühle abgesprochen und ich wurde mit unsäglichem Druck wieder und wieder in die Umgänge gezwungen.
Das ging so lang, bis ich nach mehreren Jahren – ich muss so 12 oder 13 Jahre alt gewesen sein – endlich ernster genommen wurde. Ich bin irgendwann einfach gar nicht mehr zu meinem Vater gegangen und damit hatte es sich dann erledigt.
Der Staat hat jahrelang in unserer Familie herumgepfuscht, ohne, dass jemals mein Wohl dabei herauskam.”