Deutsche Kinderschutzstiftung Hänsel+Gretel
„Kinder sind unsere Zukunft!“ Was bedeutet dieser Satz? In nahezu jeder politischen Rede, bei der es um Kinder geht, hört man ihn. Ich möchte diesen Satz nur noch hören, wenn darauf konkrete Handlung folgt. Wenn Kinder direkt oder indirekt von dieser Handlung profitieren. Wenn nachvollziehbar und nachprüfbar wird, was sich in Legislative, Exekutive und Judikative zum Wohle von Kindern ändert. Wie kann in einem Land, das die Kinderrechte nicht im Grundgesetz verankert hat und der letzte Kinderschutzgipfel unter Beteiligung des Bundeskanzlers im Jahr 1998 in Bonn stattgefunden hat, dieser Satz glaubwürdig sein?
„Kinder sind unserer Zukunft“ ein Satz, der wohl eher oberflächliches Wunschdenken zum Ausdruck bringt und eben nicht verhindert, dass jeden Tag viel zu viele Kinder „verloren gehen“. Neben einer unmissverständlichen und uneingeschränkten Haltung zum Kindeswohl braucht es zu dessen Realisierung klare Strategien und starke Strukturen. Ebenso wie einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess ohne Tabus, was auch die personalrechtlichen Konsequenzen anbelangt, egal auf welcher Hierarchieebene.
Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sich diejenigen, die sich von Berufswegen im „Kinderschutzkosmos“ bewegen -also deren Tun oder auch Nichtstun mittelbare und unmittelbare Auswirkungen auf das Wohl von Kindern hat- dieser Verantwortung bewusst sind und das Kind immer im Zentrum sehen. Die Bereitschaft des lebenslangen Lernens und der Selbstreflektion sollten inhärent sein.
Als vor drei Jahren der Gedanke „Kinderschutz vomKINDgedacht“ entwickelt wurde, war mir wichtig, keine Worthülse zu schaffen, sondern eine Haltung für die Operationalisierung der Kinderrechte zu formulieren. Solange aber diese Haltung nicht konsequent verankert und mit Kriterien versehen sowie überprüfbar gemacht wird, solange bleibt es nur ein weiteres schönes Wortspiel wie „Kinder sind unsere Zukunft!“. Lernen wir daraus und handeln, damit Kinder nicht verloren gehen.