Steffen Groth, Schauspieler, Synchronsprecher & Regisseur
“Seit 1992 gibt es die Kinderrechtscharta der Vereinten Nationen. Dennoch ist eine rechtliche Festlegung kein Garant und nicht mehr als ein Rahmen in dem Versuch, die verletzlichsten Mitglieder unserer Gesellschaft zu schützen: unsere Kinder.
In ihrer Lebensrealität stehen viele Kinder immer noch großen Schwierigkeiten gegenüber.
Das erste Problem ist die Tatsache, dass die Familie per se ein sehr hermetischer Raum ist. Im besten Falle ist das auch gut und richtig so. Im schlechtesten Falle bietet das Umfeld Familie und das weitere Umfeld – Schule, Sportvereine, befreundete Familien etc. – Raum für psychische und körperliche Gewalt und Missbrauch.
Das zweite große Problem sehe ich darin, dass es keine Elternbildung gibt. Niemand bringt einem bei, was gute Bindung zwischen Eltern und Kindern bedeutet, obschon das für das Wohl der Kinder essentiell wäre und niemand lehrt Erwachsene konkret den Umgang mit Konflikten. Elternschaft ist ein Beruf (und eine Berufung) und darauf sollte man eigentlich vorbereitet sein. Teil dieser Vorbereitung und gesellschaftlicher Konsens sollte es zudem sein, dass jeder zukünftige Elternteil und jede Fachkraft, die mit dem staatlichen Kinderschutz beauftragt ist, sich fortlaufend um seine eigenen “blinden Flecke” kümmert, damit wir die Schattenanteile unserer Psyche (die wir alle haben) so wenig wie möglich an Kinder weiter geben.
Das dritte große Problem ist meiner Meinung nach, dass wir zu wenig beleuchten, wie hoch die Zahlen von Gewalt und Missbrauch eigentlich sind. Obwohl die Hellziffer öffentlich zugänglich ist, ignorieren wir gern die enorm viel höhere Dunkelziffer und sie findet in der öffentlichen Diskussion zu wenig statt.
Daher ist jeder Impuls für mehr Kinderschutz etwas, das ich begrüße, feiere und mir ersehne und ich danke In dubio pro infante für ihren Einsatz.”